19.04.10 - Baseball und Merengue bekommen Konkurrenz, wenn von Mittwoch, dem 21. April, bis zum Sonnabend, dem 24. April, die Rolex Farr 40-Weltmeisterschaft vor der Süd-Ost-Küste der Dominikanischen Republik ausgetragen wird. Dann müssen sich der National-Tanz und der National-Sport des karibisches Staates gegen die Weltelite des Segelsports behaupten. Denn mit zehn Schiffen ist die WM dieser Einheitsklasse vor dem mondänen Ferienresort Casa de Campo zwar nur klein, dafür aber umso feiner besetzt. Denn die Taktiker und weitere zentrale Positionen auf diesen rund zwölf Meter langen Yachten sind durchweg mit der ersten Garde des Segelsports besetzt.
Es ist die Besonderheit dieser leistungsstarken Klasse, in der ohne Zeitvergütung gegeneinander gesegelt wird, dass nur die Eigner selbst, die den Amateurstatus inne haben müssen, am Ruder der Yachten stehen dürfen. Damit haben zwar einige Eigner inzwischen selbst Starstatus erreicht, doch in Trimm und Taktik lassen sie sich von bis zu vier Profis an Bord beraten. So auch Titelverteidiger Jim Richardson (USA) auf seiner „Barking Mad“, der bei den bisher zwölf Weltmeisterschaften der Farr 40-Klasse bereits dreimal zum Titel gesegelt ist. Richardson hat sich erneut Terry Hutchinson an Bord geholt. Der Amerikaner hat sich durch drei Teilnahmen am America’s Cup, zuletzt als Taktiker des Team New Zealand, sowie durch den Gewinn diverser Weltmeistertitel und als Rolex Yachtman of the Year 2008 einen großen Namen gemacht.
Aber die Crew der „Barking Mad“ wird sich gegen harte Konkurrenz aus Italien, den USA, Australien und Deutschland behaupten müssen. So lässt sich der Australier Martin Hill auf der „Estate Master“ vom ehemaligen Starboot-Weltmeister Hamish Pepper aus Neuseeland und dem 49er-Weltmeister von 2008, seinem Landsmann Nathan Outteridge, beraten. Bei den am Sonntag (18. April) zu Ende gegangenen Pre-Worlds war das sehr erfolgreich. Denn nach fünf Rennen stand die „Estate Master“ an der Spitze des Feldes. Eigner Hill bremst aber allzu große Euphorie: „Es liegt eine Art von Voodoo auf dem Sieg bei den Pre-Worlds. Es bringt kein Glück. Aber ich sage mir einfach: Ich bin nicht abergläubig.“
Auf Platz zwei landete die „Goombay Smash“ von William Douglass (USA), auf der der zweimalige Olympia-Silbermedaillengewinner Ian Walker (Großbritannien) die Fäden zieht. Hoch einzuschätzen ist auch die italienische „Nerone“, die bereits 2003 den Farr 40 WM-Titel und 2009 den Europameistertitel gewann. An Bord von Alberto Signorini soll der Italiener Vasco Vascotto für die richtigen taktischen Entscheidungen sorgen. Der 40-Jährige hat in seiner Karriere bereits diverse WM-Titel in verschiedenen Klassen gesammelt und war im Admiral’s- und America’s-Cup-Einsatz. Die Liste der hochdekorierten Segler auf den Yachten komplettiert Laser-Ass Tom Slingsby (Australien), der in der olympischen Laser-Klasse bereits zweimal WM-Gold gewann und nun die australische „Transfusion“ von Guido Belgiorno-Nettis zu Farr-40-Ehren führen möchte.
In diesem erlauchten Kreis will auch der einzige deutsche Starter, Wolfgang Schäfer (Lüneburg), mit seiner Crew eine gewichtige Rolle spielen. Schäfer ist auf seiner „Struntje Light“ im vergangenen Jahr zum Vize-Europameistertitel gesegelt und hat den Taktiker-Posten erneut in die Hände des Dänen Jes Gram Hansen gelegt. Der 38-Jährige ist ein hervorragender Match-Racer, war 2007 Mitglied im America’s-Cup-Team von Mascalzone Latino und übernahm dort in der Startphase die Skipper-Position.
„Trotz der kleinen Teilnehmerzahl ist es das stärkste und konzentrierteste Feld, in dem ich bisher gesegelt bin. Alle zehn Yachten können gewinnen“, sagt Wolfgang Schäfer. Was aber auch bedeutet, dass jeder in dem Feld, in dem meist wenige Meter über Sieg und Niederlage entscheiden, schnell weit hinten landen kann. „Das wird eine ausgesprochen spannende Regatta, denn das Regattagebiet mit unregelmäßigen und drehenden Winden ist sehr schwierig“, so Schäfer, der mit einer beständigen Serie in der ersten Hälfte landen möchte. Einige gute Platzierungen bei den Pre-Worlds (Gesamtrang acht) stimmten ihn zuversichtlich: „Unsere Geschwindigkeit scheint sehr gut zu sein.“ Dabei muss Schäfer noch eine besondere Herausforderung meistern. Denn auf seinem neuen Boot ist er von Rad- auf Pinnensteuerung umgestiegen. „Bisher habe ich in mehr als 35 Jahren Offshoresegeln stets Radsteuerung geh abt. Das macht die Angelegenheit natürlich extra spannend.“
Nach einem Benefiz-Golfturnier am Montag zugunsten der haitianischen Erdbeben-Opfer werden die zehn Crews von Mittwoch bis Sonnabend auf dem Wasser unter der Leitung von Regattachef Peter Reggio in bis zu zehn kurzen, knackigen Up-and-Down-Wettfahrten um den WM-Titel fighten. An den Abenden werden sie aber stets in freundschaftlicher Atmosphäre in den Klubräumen des Resorts Casa de Campo zusammenkommen, bevor zur abschließenden Rolex Party der World Cup und eine Rolex Armbanduhr mit spezieller Gravur an die Weltmeister-Crew von 2010 vergeben wird.
Rolex Farr 40 Pre-Worlds - Endstand
(Position, Name, Eigner, Land, R1-R2-R3-R4-R5, Gesamtpunktzahl)
1. Estate Master, Lisa & Martin Hill (AUS), 2-4-4-1-1, 12
2. Goombay Smash, Doug Douglass (USA), 1-5-3-2-6, 17
3. Barking Mad, Jim Richardson (USA), 4-1-6-4-4, 19
4. Fiamma, Alessandro Barnaba (ITA), 9-3-1-7-5, 25
5. Nerone, Massimo Mezzarona/Alberto Signorini (ITA), 3-6-2-9-7, 27
6. Enfant Terrible, Alberto Rossi/Roberto Strappati (ITA), 6-2-7-5-10, 30
7. Flash Gordon 6, Helmut & Evan Jahn (USA), 10-9-9-3-3, 34
8. Struntje Light, Wolfgang Schaefer (GER), 5-7-5-8-9, 34
9. Plenty, Alex Roepers (USA), 7-10-8-10-2, 37
10. Transfusion, Guido Belgiorno-Nettis (AUS), 8-8-DNF-6-8, 41