Sonntag, 4. Juli 2010

"Trivia", "YQuem II" und "Sleipnir II" gewinnen das Rolex Baltic Week

04.07.10 - KIEL. Die Gewinner der Rolex Baltic Week 2010 heißen „Trivia“, „YQuem II“ und „Sleipnir II“. Bei traumhaften, mediterranen Segelbedingungen auf der Kieler Förde fiel die letzte Entscheidung am Sonntag (4. Juli) im letzten Rennen des Robbe & Berking 12mR Sterling Cups, den die „Trivia“ des Hamburgers Wilfried Beeck hauchdünn für sich entschied. Beim Euro Cup der Achter siegte Jean Fabre, Eigner der modernen 8mR-Yacht „YQuem II“ aus Genf/Schweiz. Und der Robbe & Berking 6mR Sterling Cup bleibt bei Andreas Krause von der „Sleipnir II“ in Kiel.

23 klassische Yachten, eine schöner als die andere, schmückten für fünf Tage den alten Olympiahafen Düsternbroock vor dem gastgebenden Kieler Yacht-Club. Und am letzten Wettfahrttag segelten alle drei Bootsklassen auf der Innenbahn mit einer Wendemarke direkt vor der Hafenmole, so dass die teils fast hundertjährigen Legenden einzigartiger Bootsbaukunst von Kiels Schokoladenseite, dem Hindenburgufer in Aktion zu bewundern waren. Und nicht nur die Boote und Kiel, sondern auch das Wetter präsentierte sich in Höchstform. Sonne, Wärme, Wind – Karibikfeeling im Norden. Da gerieten die Manöver auf den kraftvollen Yachten zur Schwerstarbeit. Denn besonders bei den Zwölfern galt es, im Kampf um die Spitze keinen Millimeter zu verschenken. Und bis zum letzten Zieldurchgang der neun Rennen war der Ausgang völlig offen.

Die „Anitra“ von Josef Martin (Flensburg), die „Sphinx“ der Flensburger Eignergemeinschaft Gorm Gondesen und Jochen Frank sowie die „Trivia“ lieferten sich mit der dänischen Crew von Patrick Howaldt aus Kopenhagen auf der „Vanity V“ einen tagelangen Vierkampf um den Sieg beim Robbe & Berking 12mR Sterling Cup. Nachdem die Dänen um den von Weltrennen erfahrenen Taktiker Stig Westergaard mit einem Doppelsieg am ersten Tag vorlegte, schlug das deutsche Trio in den folgenden Tagen zurück. „Vanity V“ musste mehrere dritte und sogar einen fünften Rang verkraften, lag vor dem Finaltag lediglich in Lauerposition hinter der „Trivia“, die sich mit Carsten Kemmling einen matchraceerfahrenen Taktiker an Bord geholt hatte.

Das erste Rennen des Sonntags trieb die Spannung dann auf die Spitze. „Vanity V“ gelang mit einem Tagessieg der Sprung zurück an die Spitze, „Trivia“ patzte mit Platz vier, und die „Sphinx“ schob sich mit einem zweiten Platz noch in die Position, in den Titelkampf eingreifen zu können, während sich die „Anitra“ aus dem Rennen um die Spitze verabschiedete. In Matchrace-Manier hatten sich die „Trivia“ und die „Vanity V“ zum Finalrennen auf den Kurs begeben, mit Vorteil für die deutsche Crew an der ersten Tonne. „Im Vergleich zur ,Vanity‘ sah das sehr gut aus, aber plötzlich wurden wir von der ,Anitra’ bedrängt und mussten unsere Taktik umstellen“, berichtete „Trivia“-Steuermann Beeck. Denn an der Spitze des Feldes hatte sich die „Sphinx“ abgesetzt, womit die „Trivia“ als Renndritte noch auf Gesamtrang zwei hätte zurückfallen können. „Wir mussten nun zweigleisig fahren: Die ,Anitra’ hinter uns bringen und aufpassen, dass die ,Vanity’ nicht durchrutscht. Das ist uns gut gelungen, und mit Platz zwei durften wir den Gesamtsieg feiern“, freute sich Beeck, der sich über die fünf Tage wie in der Südsee wähnte.

„Einfach wunderbar, eine perfekte Veranstaltung. Nur am ersten Tag hat der Wind etwas geschwächelt“, schwärmte der Hamburger, während Westergaard, der insgesamt noch auf Rang drei zurückfiel, überhaupt keine Probleme mit dem Ausgang hatte: „So ist das eben beim Segeln. Wir hatten einfach viel Spaß hier und freuen uns auf den September, wenn wir vor Kopenhagen wieder mit den Zwölfern gegeneinander segeln.“

Nie in Zweifel stand indes der Sieg der Schweizer „YQuem II“ bei den Achtern. Das einzige Boot der Modern-Division im Feld der elf Anwärter auf den Euro Cup fuhr acht Siege in Folge heraus und überließ im Abschlussrennen den Booten der Classic- und First-Rule-Division das Feld. „Unser Boot ist den klassischen einfach überlegen. Wir können wesentlich mehr Höhe fahren, daher war der klare Sieg die Zielvorgabe“, sagte Eigner Jean Fabre. Die Schweizer hatten sich schon eine Woche vorher auf dem Kieler Revier vorbereitet. „Dadurch lief alles perfekt. Da kein weiterer moderner Achter dabei war, hatten wir aber auch keinerlei Druck. Wir sind sehr zufrieden, es war eine tolle Veranstaltung“, sagte Fabre.

Glücklich war auch Hanns-Georg Klein, Eigner und Skipper der „Anne Sophie“. Der Münchner landete im Gesamtklassement auf Rang drei hinter der japanischen „Aun“, gewann aber in der internen Wertung der Classic-Division die Neptune Trophy: „Ein gelungener Abschluss, nachdem wir am Sonnabend zwei schlechte Rennen hatten und am ersten Tag einen Frühstart bereinigen mussten. Ansonsten sind wir sehr gut gesegelt, mussten aber feststellen, dass andere Crews im Laufe der Serie immer besser geworden sind. Das letzte Rennen in der Innenförde mit den Zwölfern auf einer Bahn war sehr schwierig, aber es ist natürlich auch schön, sich mal vor den Zuschauern zu präsentieren“, sagte Klein, der das erste Mal mit der „Anne Sophie“ auf der Ostsee gesegelt war. „Aber es wird sicherlich nicht das letzte Mal bleiben. Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt.“

Den Zweikampf der beiden First-Rule-Achter vom Bodensee entschied die „Sposa“ von Richard Gervé trotz Holzrigg gegen die „Elfe II“ mit Karbon-Rigg von Andi Lochbrunner für sich. Sechsmal in den neun Rennen lag die „Sposa“ vorn. Im Abschlussrennen durfte Gervé mit seiner Crew sogar noch einen dritten Rang bejubeln: „Das war einfach ein saugutes Gefühl. Es zeigt, dass wir mit den Gaffelbeseglung mit cleverer Taktik auch mal mit den jüngeren klassischen Achtern mithalten können. Normalerweise können wir aber einfach nicht deren Höhe laufen.“

Bei den Sechsern hatte die Crew um den Enkel von Bootsbau-Größe Henry Rasmussen den Bug souverän vorn. Einem dritten Rang im ersten Rennen ließ die Mannschaft der „Sleipnir II“ um Eigner Andreas Krause sieben Siege und einen zweiten Rang folgen. Auf Rang zwei folgte die „Aida“ von Björn Storsberg (Arnis) vor der Flensburger „Lillevi“. Anton Berking, Sohn des Robbe & Berking-Chefs Oliver Berking, steuerte die Yacht mit einer jugendlichen Mannschaft. Unbewusst belegte sie damit die Meinung von Sechser-Veteran und „Sleipnir II“-Taktiker Albert Schweitzer: „Die Faszination für das Sechser-Segeln kommt eben immer wieder.“

Bei der Siegerehrung im Garten des Hotels Kieler Yacht-Club übergab Antje Ebert/Rolex den drei Gesamtsiegern Beeck, Fabre und Krause jeweils eine edle Armbanduhr des Modells Rolex Submariner Date. Oliver Berking überreichte jedem ein Silberbesteck seiner Manufaktur. Den Coppa d’Italia für die bestplatzierte Achter-Crew nahm die „YQuem II“ vom KYC-Vorsitzenden Henning Winter entgegen. Mit der Neptune Trophy des stiftenden Royal Northern & Clade Yacht Clubs zeichnete dessen Clubmitglied und Juryvorsitzender Terrence Brownrigg die „Anne Sophie“ von Hanns-Georg Klein aus. Und über den First Rule Cup freut sich Eigner Hans-Robert Nitsche mit seiner Jugendmannschaft der „Sposa“ vom Lindauer Segelclub. Auch der älteste Zwölfer und die Freunde der Segelyacht „Heti“ aus Hamburg um Skipper Sven Klingenberg wurden gesondert ausgezeichnet.

Die achte Rolex Baltic Week findet vom 28. Juni bis zum 3. Juli auf der Flensburger Förde statt. Hauptveranstalter ist dann der Flensburger Segelclub in Kooperation mit dem Kieler Yacht-Club. Geladen sind wieder die drei Meter-Klassen mit der Robbe & Berking 12mR Weltmeisterschaft als sportlicher Höhepunkt.

Endergebnisse von der Rolex Baltic Week 2010

8-Metre Euro Cup (Detail >)
1. YQuem II (Jean Fabre/Schweiz, 1/1/1/1/1/1/1/1(DNC)) 8 Punkte
2. Aun, (Yutaka Kobayashi/Japan, 3/3/2/2/3/3/2/4/(6)) 22
3. Anne Sophie (Hanns-Georg Klein/München, 2/2/(6)/3/2/5/5/2/4) 25

Robbe & Berking 6mR Sterling Cup (Detail >)
1. Sleipnir II (Andreas Krause/Kiel, (3)/1/2/1/1/1/1/1/1) 9 Punkte
2. Aida (Björn Storsberg/Flensburg, 2/4/(5)/2/2/3/2/2/4) 21
3. Lillevi (Anton Berking/Flensburg, 1/5/1/(DSQ)/4/4/4/3/3) 25

Robbe & Berking 12mR Sterling Cup (Detail >)
1. Trivia (Wilfried Beeck/Hamburg (4)/2/2/2/2/1/1/4/2) 16 Punkte
2. Sphinx (Gorm Gondesen/Jochen Frank/Flensburg 3/3/(4)/1/1/2/4/2/1) 17
3. Vanity V (Patrick Howaldt/Dänemark, 1/1/3/(5)/3/3/2/1/4) 18



YQUEM II Jean Fabre Vesenaz, Switzerland 8-Metre Euro Cup (Photo credit: Rolex / Nico Krauss)